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Regeln für Erwachsene, wenn Kinder Regeln nicht einhalten
1. Geben Sie ein Stopp-Signal!
Setzen Sie ein eindeutiges Signal, damit das Kind merkt, dass es gegen eine Regel verstößt, um so (weiteren) Schaden zu verhindern!Hilfreiche Signale können - an Stelle von Beschuldigungen - so genannte Ich-Botschaften (Gordon 1994) sein.
Beispiel: "Stopp! Ich habe Angst, dass Ihr Euch weh tut und verletzt!" statt
?Hör auf, jetzt hast du den Stefan schon wieder auf den Kopf geschlagen.
Wenn sich das Fehlverhalten nicht wiederholt, können wir davon ausgehen, dass das Kind etwas gelernt hat und dass keine weiteren Maßnahmen mehr erforderlich sind (das kommt nach unserer Erfahrung sehr häufg vor).
2. Verändern Sie die alten Muster und finden Sie neue Lösungen!
Manchmal jedoch hat das Kind noch keine Vorstellung davon, wie es anders handeln kann. Damit es eine Alternative zum alten Muster beziehungsweise eine neue Lösung fnden kann, geben wir dem Kind eine "Auszeit" mit dem verpflichtenden Auftrag, eine solche zu fnden.Beispiel: Ich will, dass du dir bis morgen Zeit nimmst und mir fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn mitteilst, was du tun kannst, damit du mit dem Stefan gut zurechtkommst ohne ihn zu schlagen. Ich gebe auch Stefan den Auftrag zu überlegen, was er tun könnte, damit er von dir nicht mehr geschlagen zu werden braucht.
Falls das Kind nach dieser "Auszeit" ohne eigene Idee zurückkommt, helfen wir ihm dabei, eine solche zu entwickeln. Zu diesem Zweck erinnern wir es an Situationen, in denen es sich bereits gut mit Stefan vertragen hat und halten es dazu an, heraus zu finden, was da alles anders war. Erfahrungsgemäss sind bei dieser Art von Kooperation Verweigerungen selten.
3. Reden sie mit dem Kind über Wiedergutmachung!
Wenn ein materieller oder psychischer Schaden entstanden ist: Machen Sie für das Kind - ohne Moralisieren - nachvollziehbar, was es für ein Schaden ist, den es mit seinem Verhalten angerichtet hat.Fragen Sie das Kind, wie es den Schaden wieder gut zu machen gedenkt! Und kündigen Sie dem Kind an, dass der betreffende Vorfall nach der Wiedergutmachung abgeschlossen ist und ihm nichts nachgetragen wird!
4. Anerkennen Sie den Fortschritt!
Überdenken Sie mit dem Kind von Zeit zu Zeit, was es in der betreffenden Sache jetzt besser macht, was es also zwischenzeitlich gelernt hat! Geben Sie Rückmeldung über gelungenes Verhalten und erfreuliche Situationen!Ein Beispiel
Marco ist ein 14 jähriges Schüler der Sekundarschule B in einer Zürcher Oberstufe. Er erscheint als ein aufgeweckter, interessierter Junge, als etwas arrogant, zugleich selbstbewusst und autonom. Er weiß, was er will und wie er es will. Die Lehrerein schätzt ihn trotz seiner manchmal "renitenten Art". Er sei engagiert, witzig und mache im Unterricht mit. Der "gute Kern" sei unverkennbar. Wenn er eine Arbeit abgeben müsse, laufe das recht "harzig". Er verlängere die Termine und gebe dann manchmal auch recht dürftige Arbeiten ab. Das mache er nicht betont absichtlich, sondern, weil es ihm scheinbar nicht so drauf ankomme. Allerdings bestünden zwischen ihm als Schüler und ihr als Lehrerin klare Regeln.Mit der Zeit gab Marco auch seine Hausaufgaben zu spät oder gar nicht ab. Ihm schien dies nichts auszumachen. Nachdem die Lehrerin ihn mehrmals zur termingerechten Abgabe ermahnt hatte, stellte sie ihn zur Rede. Im Gespräch zeigte er sich uneinsichtig, er sagte, dass es doch nicht drauf ankomme, ob er die Rechnungen heute oder morgen abgebe. Bei diesem Gespräch blieb Marco recht locker, sogar charmant freundlich, zeigte aber auch sein Unverständnis für die Lehrerin, die so pingelig tat.
Für die Lehrerin wurde die Angelegenheit zu einem Problem, auch wegen der andern Schüler in der Klasse, die unruhig wurden. Sie musste etwas unternehmen: "Mehr Hausaufgaben geben? Den Schüler zur Strafe in der Schule zurückbehalten, bis er die Arbeiten erledigt hatte?" Das würde wahrscheinlich Widerstand auslösen. Sie nahm sich Zeit zum Überlegen.
Dann forderte sie Marco auf, zu ihr zu kommen und teilte ihm Folgendes mit: "Ich verlange von dir, dass du dir überlegst, was du ändern willst, damit alle Aufgaben termingerecht auf meinem Tisch liegen. Ich dulde diese Art nicht mehr. Es ist nicht an dir zu bestimmen, wann die Arbeiten abgegeben werden. Wenn du weißt, was du verändern willst, kannst du zu mir kommen und mir deine Lösung vorlegen. Ein Tipp von mir: Denke an die Male, wo du deine Arbeiten termingerecht eingereicht hast: Wie hast Du es da geschafft? Du bekommst also gewissermaßen eine Auszeit, deren Dauer du bestimmen kannst. Während dieser Auszeit, also bis zu dem Zeitpunkt, wo du mir eine Lösung bringst, wie du die Klassenregel einhalten willst, darfst du zwar zur Schule kommen, bei den Lektionen dabei sein, Arbeitsblätter lösen, Hausaufgaben machen und sie abgeben, wann du willst. Ich werde sie aber nicht anschauen und korrigieren. Wenn die Auszeit lange dauert, wird das Einfluss haben auf deine Zeugnisnoten; denn Arbeiten, die ich nicht sehe, kann ich auch nicht benoten. Ich werde die andern Schülerinnen und Schüler über dieses spezielle Abkommen mit dir informieren."
Diese Maßnahme funktionierte. Schon nach 10 Tagen wurde es dem Schüler offenbar unwohl in seiner Situation. Er merkte, dass er die Lehrerin brauchte für sein Lernen und präsentierte ihr einen Vorschlag, der ihren Forderungen entsprach.
Fazit: Mit dieser Maßnahme konnte der Schüler Einsicht gewinnen und heraus.nden, dass er wegen sich und nicht wegen der Lehrerin in die Schule geht und dass es sich auch für ihn lohnt, die Regeln einzuhalten. Strafen und Zwangsmassnahmen hätten den Konfkt höchstwahrscheinlich verschärft, was die Kooperationsbereitschaft von Lehrerin und Schüler beeinträchtigt hätte und sich negativ auf die Lernbereitschaft des Schülers ausgewirkt hätte